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Künstler: Pink floyd

Album: Animals

Erscheinungsjahr: 1977

Anspieltipp: Gesamtkunstwerk

Autor: Markus

In den ausgehenden siebziger Jahren schickte sich ein neuer Musiktrend an, in die Geschichtsbücher übernommen zu werden: Der Punk war geboren. Kritiker rund um den Globus betrachteten in diesem Zusammenhang „Animals“ wegen des vermehrten Einsatzes rockiger Gitarren als Pink Floyds Kniefall vor der aufkeimenden Punk Bewegung und zerrissen das Album gnadenlos. Statt Roger Waters und Co., welche vier bzw. zwei Jahre zuvor mit „The dark side of the moon“ und „Wish you were here“ zwei unantastbare Meisterwerke der Popmusik unters Volk gebracht hatten, zierten anno 1977 nunmehr die Ramones und die Sex pistols die Titelseiten der Musikmagazine. Fast drei Dekaden später ist den meisten Musikkritikern klar geworden, dass sie im Falle von „Animals“ einem grundlegenden Irrtum aufgesessen waren. Nicht umsonst wird das Album daher heute als notorisch unterbewertet eingestuft. Und das mit gutem Grund: Selten klangen Pink Floyd auf einem ihrer Outputs authentischer, engagierter und mitreißender. Darüber kann auch der zutiefst melancholische Grundtenor nicht hinwegtäuschen, der sich wie ein roter Faden durch das 1977er Opus zieht.

Tatsächlich hat „Animals“ nicht mehr viel mit seinen beiden Vorgängern gemein. Die eindrucksvolle und bis ins letzte Detail ausgetüftelte Produktion, welche „The dark side of the moon“ und „Wish you were here“ veredelt hatte, ist einer bodenständigen Verpackung gewichen. Auch die Instrumentierung ist als geradezu minimalistisch anzusehen, was den Musikern jedoch im Umkehrschluss wesentlich mehr Raum für Interpretation lässt. Die äußerst düster gehaltenen Lyrics, auf die George Orwells Literaturvorlage „Animal farm“ einen unabstreitbaren Einfluss ausübte, sind berechtigterweise Geschmackssache, zeichnen jedoch in beängstigender Art und Weise ein nihilistisches Bild der von wirtschaftlichen Interessen und dem Streben nach Macht geprägten westlichen Gesellschaft. Pink Floyd dividieren die Menschheit in 3 Kategorien und ordnen jedem Typ Mensch ein animalisches Pendant zu. Schweine nennen Pink Floyd die im Hintergrund positionierten Drahtzieher. Der unter Zuhilfenahme der Symbolfigur Hund charakterisierte Typ könnte als Karrierist bezeichnet werden, während die Schafe metaphorisch für die breite nicht hinterfragende Masse stehen. Passend zu diesem lyrischen Konzept besteht das Album aus 3 überlangen Kompositionen („Dogs“, „Pigs (Three different ones)“ und „Sheep“), welche von einem Intro sowie einem Outro umschlossen werden.

Neben diesem sarkastischen textlichen Entwurf ist es vor allem Roger Waters wachsender Einfluss auf die Musik Pink Floyds, der „Animals“ in erster Linie kalt, bedrückend und depressiv klingen lässt. Kreierte man auf den beiden Vorgängeralben in erster Linie gefällige und makellose Stücke, so konfrontiert man den Hörer hier mit kantigen Arrangements, die dem Hörer die Realität vor Augen führen, statt eine malerische Fiktion zu schaffen. „Animals“ dokumentiert in beeindruckender Art und Weise Waters innere Zerrissenheit und die wachsende Distanz zwischen ihm und seinen Verehrern. In vielerlei Hinsicht kann die Veröffentlichung  daher als Brückenschlag zum 1979 erschienenen Doppelalbum „The wall“ betrachtet werden, wenngleich das Ego des Exzentrikers noch nicht so deutlich ausgeprägt erscheint wie auf dem allerorts abgefeierten Nachfolgewerk.

 

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